Post by Detlef Scheibe (Dunkerque)Schönen Samstagnachmittag an alle,
Da mir Lob zu Teil wurde, präzise Hardfacts zu den Quellen gegeben zu haben,
möchte ich mich dessen als würdig erweisen und noch einigen Lesestoff zum
...und genau hier habe ich noch eine Publikation vergessen, die es
vielleicht auch in Deutschland gab : Faut-il tuer Hitler ? Editions
italiques Paris : 1999 : ISBN 2-910536-10-6. Es handelt sich dabei um den
sogenannten Foxley Report vom 28. Juni 1944, eine Machbarkeitstudie der SOE
zu den Chancen einer möglichen Ermordung Hitlers. Ein ganzes Kapitel dieses
Reports widmet sich dem den Sonderzügen Hitlers und Ribbentrops. (Das
Originaldokument wurde 1998 vom Public Record Office freigegeben und
veröffentlich)
Guckst du hier :
http://www.bbc.co.uk/history/war/wwtwo/the_plotters_01.shtml
auch: Ridgen, Denis : Kill the Fuhrer : Sutton 2000 ISBN: 0750921951
Offenbar beruhen die Erkenntnisse, auf deren Basis der Foxley Report die
Vorschläge zur Eliminierung Hitlers unterbreitete, auf Berichten aus
Diplomatenkreisen (der USA beispielsweise, Kriegseintritt war erst im
Dezember 1940) und Agentenmeldungen.
Angemerkt werden die verschiedene spektakuläre Fahrten, so die nach Hendaye
oder jene an die Ostfront. Auch die Zugkomposition wird detailliert
beschrieben. Zur Farbgebung der Wagen werden verschiedene Aussagen
getroffen - dunkelgrün (p. 77), dunkelblau, fales Violett (83)
Was ich nicht wusste, ist die Tatsache, dass der Zug bei Schloss Kiessheim
abgestellt wurde, wenn Hitler auf dem Obersalzburg weilte.
Auf dem Weg nach Berlin, so der Report, legte der Sonderzug öfters einen
Halt in Jüterbog oder Luckenwalde ein, von wo aus Hitler und seine engste
Entourage per Auto nach Berlin fuhren(96). In Anbetracht der alliierten
Luftherrschaft scheint das nachvollziehbar.
Fragwürdig (vielleicht nur auf Deduktionen resp. Beobachtungen der
Luftaufklärung (?) gestützt) ist die Bemerkung, dass in Halle /S. eine
Lokwechsel stattfand, um mit elektrischer Traktion nach Süden zu fahren.
Meines Wissens wurde die Elektrifizierung zwischen Halle /S. und Weissenfels
1944 zwar fertiggestellt, jedoch standen die zunehmenden Bombardements der
Chemiewerke entlang der Strecke einer Betriebsaufnahme entgegen. (Es sei
denn, Dampflokomotiven - Vorspann - und Ellok besorgten gemeinsam, d. h.
alterierend die Traktion ... Die Rahmen der Altbau-Ellok wären wohl
ausreichend stabil gewesen, um die Zuckbewegungen der Dampflokomotiven ohne
Verziehung zu überstehen ...)
Bei Fahrten durch okkupierte Gebiete (bis nach Hendaye z. B.) wurden Posten
alle 100 bis 200 m entlang der Strecke platziert (104). Die Bewachung, so
der Foxley Report, sei in Österreich weniger intensiv gewesen (104).
Die Fotos in dem Report stammen aus öffentlich zugänglichen Quellen (z.B.
UFA-Wochenschau, Einfahrt des Zuges in den Anhalter Bahnhof nach dem
Frankreich-Feldzug) oder von der Laufaufklärung (Schloss Kiessheim,
Bahnhofsviertel Salzburg) .
Am Ende der französischen Ausgabe steuerte Ian Kershaw eine Wertung bei, die
unter dem Titel steht : Hitler war lebend weniger gefährlich als tot". Damit
aber gleitet alles in die Bereiche off topic ...
Detlef